Schlossgeschichte

Wiejce ist ein malerisch gelegenes Dorf am Ufer des Flusses Warta in der Umgebung des Urwaldes Puszcza Notecka. Die Dorfgründung reicht bis in die Anfänge des XVIII Jahrhunderts, wo weitere, an der Weichsel liegende Bereiche, kolonisiert worden sind. Die ersten Eigentümer dieser Gebiete waren die Kwilceki’s, ein bekanntes Geschlecht in Groβpolen. Als Folge der dritten Teilung Polens ging diese Ortschaft in die preuβische Hände über, und in der ersten Hälfte des XIX Jahrhunderts wurde der Major von Kothen ihr Eigentümer. Er war es auch, der um 1860 das Vorwerk und das nahe liegende Schloss, samt umgebener Parkanlage, erbaute. Dieses Schloss erfüllte für die Eigentümer sowohl eine Wohn- als auch Repräsentationsfunktion. Entsprechend den Mustern, die im Neobarockstil angenommen waren, befanden sich im Erdgeschoss Hilfs- und Wirtschaftsräumlichkeiten (Küche, Anrichten, Arbeitszimmer) einschlieβlich geräumigem Vorraum, höher gelegen waren Repräsentationsräume (Ballsaal, Salons, Räume der Eigentümer). Das Dachgeschoss des Schlosses hatte die Gast- und Dienstfunktion inne (Zimmer für Gästebesuch und das Personal). Später durchlebte das Dorf abwechslungsvolle Schicksale, um letztlich Eigentum der Familie von Benningsen zu werden. In den 30-iger Jahren des XX. Jahrhunderts erweiterte der Oberleutnant Aleksander von Benningsen die gesamte Anlage. Das Schloss wurde um die seitlichen Risaliten vergröβert, gleichzeitig wurden die Fassaden unifiziert und für die Innenräume erfolgte eine neue Funktionsbestimmung. Auf diese Art und Weise nahm das Bauobjekt eine Palastform an, die in sich Elemente verschiedener architektonischer Stile verbindet. In der Zeit zwischen der beiden Weltkriegen, war das Objekt mehrmals renoviert und modernisiert worden. Nach 1945 wurde dieses Gut, in nicht beschädigtem Zustand durch das Staatsvermögen übernommen. Anfangs war in diesem Palast eine Schule untergebracht, und seit den 70-iger Jahren ein Ferienkolonienobjekt. Aus den erhaltenen Elementen der Palastausstattung verdient vor allem besondere Aufmerksamkeit das originale Neobarock Eichentreppenhaus, das aus dem Hauptvorraum ins Erdgeschoss hinausführt, sowie die sich über ihm befindenden, ebenfalls teilweise originalen farbigen Kirchenfenster. Von dem geschichtlichen Vorwerkbauwerken ist nur das sogenannte Verwalterhaus (ehemals Speicher) übrig geblieben. Bis zum heutigen Tage ist gleichfalls die Anordnung der ehemaligen Parkanlage mit den Überresten alter Baumbestände und das Dreiteichsystem übrig geblieben.